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ESG-Berichtspflichten haben erhebliche Folgen für den Mittelstand - Handeln Sie frühzeitig

Wie sich EU-Taxonomie und CSRD auf den Klein- und Mittelstand auswirken, zeichnet sich bereits heute ab: Nachteile in der Personalbeschaffung, Schwierigkeiten bei der Finanzierungsbeschaffung und die Konfrontation zunehmender Anfragen ohne die notwendigen personellen Ressourcen. Wichtig zu wissen ist, dass aber gerade KMU ihre Wettbewerbsfähigkeit durch gezieltes und zeitnahes Handeln stärken können.

09.08.2024
ESG
Hohe Relevanz von Nachhaltigkeit für KMU auch ohne direkte Berichtspflicht

50 Mio. EUR Jahresumsatz, eine Bilanzsumme von mehr als 25 Mio. EUR und 250 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt sind die Grenze. Werden nicht mindestens zwei dieser Größenmerkmale erreicht, zählt ein Unternehmen als KMU. Wenn es sich dann weder um ein Kreditinstitut noch um ein Versicherungsunternehmen handelt, stehen die Chancen gut, dass es nicht unter die Berichtspflicht nach CSRD und EU-Taxonomie fällt. Soweit auch keine übertragbaren Wertpapiere an einem geregelten Markt in der EU zugelassen sind und es sich nicht um ein Unternehmen von öffentlichem Interesse handelt, ist eine zeitnahe Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung unwahrscheinlich. Dies ist jedoch kein Grund zur Entwarnung. Obwohl keine unmittelbare Berichtspflicht besteht, gibt es dennoch mittelbare Auswirkungen, die KMU unbedingt im Blick behalten sollten.

Stakeholder setzen KMU unter Druck

Indirekte Auswirkungen der Nachhaltigkeitsvorschriften ergeben sich für KMU vordergründig aus den Anforderungen ihrer Stakeholder. Geschäftspartner, die in den Anwendungsbereich von CSRD oder Lieferkettengesetz fallen, sind an nachhaltigen Lieferketten interessiert. Wollen sie nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten, brauchen sie nachhaltige Lieferketten. Dafür fragen sie die Nachhaltigkeitsinformationen ihrer Lieferanten ab. Diese müssen häufig selbst weitere Informationen einholen. Das Informationsbedürfnis erstreckt sich somit über die gesamte Lieferkette und führt dazu, dass auch KMU ausführliche Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen müssen.

Auch eine zunehmende Anzahl von Kunden legt besonderen Wert auf nachhaltige Unternehmensprozesse. Einige von ihnen erkundigen sich direkt bei Unternehmen, ob sie über ein aktives Nachhaltigkeitsmanagement verfügen. KMU, die keine Nachhaltigkeitsinformationen veröffentlichen oder nicht auskunftsfähig sind, laufen Gefahr, den Zugang zu dieser Kundengruppe zu verlieren.

Finanzierungsmöglichkeiten verringern sich für nicht nachhaltige KMU

Kreditgeber stellen ebenfalls gewisse Anforderungen an die Nachhaltigkeit von KMU. Banken werden insbesondere aufgrund der Offenlegungsverordnung dazu verpflichtet, über die Nachhaltigkeit der von ihnen finanzierten Unternehmen zu berichten. Für sie ist es selten lukrativ, in nicht nachhaltige Unternehmen zu investieren, da sie für deren sog. braunes Risiko zusätzliches Eigenkapital vorhalten müssen. Für Unternehmen, die nicht über ihre Nachhaltigkeit berichten, wird davon ausgegangen, dass sie sich perspektivisch mit erheblich schlechteren Kreditkonditionen konfrontiert sehen werden. Wahrscheinlich ist auch, dass diesen Unternehmen der Zugang zu bestimmten Förderdarlehen verwehrt bleibt. Nach Angabe von Kreditinstituten wird es für Unternehmenstätigkeiten, die von Banken als nicht nachhaltig angesehen werden, möglicherweise bald gar keinen Kapitalzugang mehr geben, sofern das Unternehmen keinen Übergangsplan in Richtung einer nachhaltigen Tätigkeit vorweisen kann.

Berichterstattung stellt KMU vor große Herausforderungen

Für KMU kann es sich als große Herausforderung erweisen, den verschiedenen und teilweise auch sehr umfangreichen Anforderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen gerecht zu werden. Um deren Erwartungen zu erfüllen, muss innerhalb von kurzer Zeit eine umfassende und qualitativ hochwertige Bestandsaufnahme und als Zielbild auch eine Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt werden. Für die meisten KMU sollte sich dies als Kraftakt herausstellen.

Insbesondere die Erhebung der zu berichtenden Daten kann sich als Herausforderung erweisen. KMU müssen mit ihren Stakeholdern in den Dialog treten, um benötigte Nachhaltigkeitsinformationen zu beschaffen. Eine qualitativ hochwertige Nachhaltigkeitsberichtserstattung setzt zudem eine entsprechende technische Infrastruktur zur Datenerhebung und -verarbeitung voraus. Unternehmen sollten sich intensiv vorbereiten, um langfristig von der Berichterstattung profitieren zu können. Darüber hinaus sind ausreichend zeitliche und personelle Kapazitäten abzustellen.

Frühzeitiges Handeln ist geboten

Unternehmen sollten sich intensiv mit den Auswirkungen auseinandersetzen, die mit den neuen Nachhaltigkeitsvorschriften einhergehen. Solange die Standards für die freiwillige Berichterstattung noch nicht finalisiert sind, ist es sinnvoll, ein aktives Nachhaltigkeitsprojekt im Unternehmen zu implementieren. Sollten sich KMU daraufhin für eine freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung entscheiden, können sie durch frühzeitiges Handeln, mit der richtigen Unterstützung und durch entsprechende Software-Lösungen von den umfangreichen Chancen einer freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung profitieren.

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